Qualität

Qualität ist immer was der Kunde will!

Wer viel in Asien unterwegs ist, wird das Prinzip „good enough“ bald verinnerlicht haben. Hier will man passende Qualität zum besten Preis. Die Qualität des freigegebenen Musters muss in der Serienproduktion konstant beibehalten werden. Der Hersteller ist gefragt alle Prozessschritte zu beherrschen, nur er kann die Produktqualität garantieren.

Es gibt heute eine unüberschaubare Anzahl von Anbietern für Wälzlager. Zahlreiche Händler, echte Hersteller und Quasihersteller mit sogenannten Zweitmarken. Diese Zweitmarken werden bei diversen Herstellern, meist in China und Indien produziert und mit dem eigenen Fabrikat und hohen Qualitätsversprechen vermarktet (siehe auch China weiter unten)

Natürlich kann es bei vielen, besonders bei überdimensionierten und niedrig belasteten Anwendungen durchaus Sinn machen, Wälzlager mit niedrigerer (angepasster) Qualität und geringeren Anschaffungskosten einzusetzen.

Bei Anwendungen, welche die Leistungsfähigkeit (insbesonders Tragfähigkeit / Genauigkeit / Drehzahl) eines Lagers tatsächlich nutzen und zuverlässig eine vorgegebene Lebensdauer erreichen sollen, kann billig oft teuer werden. Gleiches gilt für angepasste Produktqualitäten, bei denen eine spezifische Leistung tatsächlich gefordert wird, das Produkt aber in schwankender Qualität produziert wird (oder in gleicher Marke von verschiedenen Herstellern)

Wälzlager sind Produkte, die üblicherweise in Serienproduktion hergestellt werden. Eine gute Serienproduktion zeichnet sich vor allem durch eine konstante Produktqualität über alle erzeugten Artikel bei geringster Ausschussquote aus. Premium Wälzlagerhersteller haben diese Prozesse im Griff, liefern eine konstante und hohe Produktqualität – zugegebenermaßen bei meist niedriger Flexibilität in Bezug auf neue Typen und Varianten.

Eine hohe Produktqualität bedarf eines großen Know-Hows in Kombination mit entsprechender Erfahrung. Bei den entscheidenden Merkmalen einer hohen Produktqualität gibt es leicht und zerstörungsfrei messbare Parameter (Toleranzen / Laufgeräusch / Vibration / Reibung / Oberflächengüte / etc.) und für Kunden schwierig bis unmöglich messbare Merkmale (Detaildesign / Materialgüte / Wärmebehandlung / Gefüge / Prozesseinstellungen der Weichbearbeitung / Maschinenzustand / etc.).

Nur die Einhaltung aller Vorgaben der gesamten Prozesskette garantiert gute Wälzlager, dies können nur echte Hersteller.

Eine Übersicht aus unserer Erfahrung:

  • Große Premiumhersteller sind Firmen wie SKF / INA / FAG / NSK / Koyo – JTECT / NTN / Nachi / NMB / IKO etc.
    • Die Fertigung erfolgt fast immer in eigenen Fabriken
    • Programmergänzungen (Zukäufe) erfolgen nach strengen Richtlinien, die Marke bürgt für die Qualität. Die Einkäufer verfügen über detailliertes Know-How, der Zukauf unterliegt klaren Regeln.
    • Die Qualität der Produkte ist hoch und konstant
  • Kleinere Premiumhersteller gibt es in Europa / Korea / Japan, diese:
    • haben immer ein eingeschränktes Portfolio, schon auf Grund der Größe kann nur ein sehr eingeschränkter Bereich gefertigt werden
    • sind öfters Lieferpartner für die großem Premiumhersteller, aber immer nur für selbst produzierte Produkte
    • ergänzen oft das eigene Portfolio mit Zukäufen und/oder Komponenten aus China und Indien
  • Zweitmarken (siehe Anmerkung China)
    • die Zukäufe erfolgen meist in China und Indien, der Preis ist das entscheidende Kriterium
    • das Marketing ist gut aufbereitet, Hochglanzkataloge – Verpackung – Messeauftritte.
    • Zusätzlich bewirbt man oft zusätzliche Kontrollen, im Werk – durch unabhängige Kontrollinstitute vor Versand oder im Haus. Es können aber nur die leicht messbaren Merkmale kontrolliert werden. In Wirklichkeit bestätigt man damit, dass der Hersteller nicht in der Lage ist, eine konstante Produktqualität zu liefern. Weitere Messungen sind notwendig um die Qualität sicher zu stellen. Warum dann gerade die nicht sichtbaren und schwer, bis unmöglich zu messenden Merkmale in Ordnung sein sollten, wird nicht hinterfragt.
  • Die Zweitmarke mit eigener Produktion in Europa
    • Es gibt kleinere Hersteller welche über eine überschaubare Anzahl von Fertigungsmaschinen verfügen, meist Maschinen zur Finalbearbeitung (Schleifen / Superfinishing /..)
    • zu beachten ist dabei, wo die Weichbearbeitung und Wärmebehandlung erfolgt. Es gibt eine etablierte Zulieferindustrie in Europa und Asien, welche alle Ansprüche erfüllt – es gibt aber auch die Variante nicht fertiggestellte Ringe aus diversen Quellen zu beziehen, siehe Zweitmarke / China.
    • Meist ergänzen diese Firmen ihr Produktportfolio mit Zukäufen (siehe Zweitmarke). Mit 20 Mann in der Fertigung hat dann der Produktkatalog hunderte Seiten …….
  • Die Zweitmarke mit eigenen Werken in China
    • Für das Argument „unser Werk in China“ werden kleinere Beteiligungen von wenigen Prozenten eingegangen. Beeinflussen kann man damit die Organisation und die Prozesse nicht.

China

China ist ein Land mit unzähligen Anbietern von Wälzlagern und Dienstleistungen rund um das Wälzlager.

Zu den Dienstleistungen gehört auch die Herstellung von Zweitmarken mit allem was dazu gehört (Produkt / Markierung / Verpackung / Zertifikate) und Labors, die sich auf die Kontrolle von Wälzlager spezialisiert haben. Ein Besuch auf der Shanghai International Bearing & Equipment Exhibition reicht und schon haben Sie Ihr eigenes Fabrikat, in Top Qualität – vollständig kontrolliert und tip top verpackt – so einfach, oder doch nicht?

Es gibt in China, trotz der enormen Anzahl von Anbietern, nur wenige große Hersteller. Die allermeisten Hersteller sind relativ klein, mit einer überschaubaren Anzahl von Mitarbeitern und wenigen Produkten, die man selbst macht. Der Rest wird einfach zugekauft, gelabelt und so verkauft, wie der Kunde das möchte (auch als Fake von Premiummarken)

Bei den großen Herstellern gibt es wiederum mehrere, die sich auf das großvolumige Geschäft, bspw. im automotiven Bereich, fokussieren. Gemeinsam ist den meisten großen Herstellern, dass diese den Umgang mit kritischen Großkunden kennen. Kunden, die Ihre Zulieferer genau und regelmäßig auditieren, also deren Prozesskette genau anschauen. Nur dann erfolgt eine Freigabe. Häufig aber nur für eine bestimmte Anzahl von Produkten. Die überwiegende Anzahl der mittleren und kleinen Hersteller sind nicht in der Lage nachvollziehbare Prozesse audittauglich abzubilden.